Der Denunziant und der Doener
Fälschlicherweise wird die alte Redensweisheit „Der größte Schuft im ganze Land, ist und bleibt der Denunziant“ dem Herrn von Fallersleben zugesprochen (in verschiedenen Varianten und Geschmacksrichtungen). Tatsache ist, dass diese Aussage sehr viel älter ist. Kein Wunder. Niemand mag Petzen. Noch nie. Aber besonders geil sind die Petzen, die ihr Petzen legitimieren wollen. Wie zum Beispiel der gute „Observer“ auf Twitter. Er schreibt hier: „Mir gehen diese Deppentweets zu Denunziant auf den Sack, lernt doch erst mal, was ein Denunziant ist.“ Dann hängt er einen Screenshot von Wikipedia dran und da liest man, dass Denunzianten aus niederen Beweggründen handeln, wie zum Beispiel dem „eigenen Vorteil“.
„Siehste!“ sagt der Observer. „Welche Vorteile soll man denn da haben!?“
Nun, er ist halt nicht so schlau, der Observer. Das erkennt man auch an der Ukraine-Flagge im Namen. Aber wenn er sprachlich etwas mehr auf dem Kasten hätte, dann hätte er ein paar wesentliche Dinge Herauslesen müssen. Als da wären „niedere Beweggründe“ und „zum Beispiel“. Denn wer jetzt so, wie Greenpeace das gerne hätte jede verdammte Dönerbude meldet, die nicht angemessen bewirbt und darauf hinweist, dass man die Welt retten kann, wenn man nur Mehrwegverpackungen benutzt, der holt sich mental einen runter, wenn er meldet. Und das sind nun mal niedere Beweggründe. Also zum Beispiel.
Was die kleinen Denunziantenärsche allerdings vergessen: Der gesetzliche auferlegte Zwang gilt nur für Imbiß- und Restaurantbetriebe, die größer als 80 qm sind und mehr als fünf Lohnsklaven ihr Eigen nennen. Aber melden macht ja Spaß. Sei es wegen der Mehrwegverpackungen, falsch geparkten Autos oder wegen Nasepopeln angesichts einer seriösen Darbietung von Wagners Walkürenritt.
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